Da saß ich nun. In dieser Bar in der kleinen Stadt an der Küste, als hätte sie der Dschungel dort ausgespuckt. Der erste Kontakt zur zivilisierten Welt – oder auch der letzte. Je nachdem, aus welcher Richtung man kam. Mein Strohhut aus „Panama“ lag neben mir auf einem Barhocker und war der Versuch mir den Anstrich einer gewissen Noblesse zu geben. Mein eleganter, cremefarbener Leinenanzug hätte wohl einmal gebügelt werden sollen damit er den Versuch besser unterstütze.
Ich stierte in das Glas, als würden die Ringe, die der Pitu an der Glaswand zog, während ich ihn mit der Hand kreisförmig schwenkte, weiterhelfen können, in dem er Buchstaben an die Wände malte. Während sich mein Geist in alkoholisierten Nebelwolken, in denen das Gefühl von Übelkeit und das beginnende Bedürfnis des Brechreizes, das der Magen, verzweifelt zu senden versuchte, sich vor klaren Gedanken versteckte, löste sich ein Schweißtropfen von meiner Stirn. – In diesem Moment schien die Zeit sich fast bis zum Stillstand zu verlangsamen. Der Tropfen machte sich auf den Weg Richtung Glas zu fallen, der Deckenventilator wuchtete mit einem lauten „Wuuusch“ schwüle Luftmassen vor sich her, eine Fliege flog nun in normalen Tempo zu dem ringförmigen Nass auf der Theke, um sich an dessen Rohrzuckeranteil zu ergötzen und tausend Gedanken wirbelten plötzlich nicht mehr durch mein Hirn, sondern wurden nun wie ein Diavortrag abgespielt: die Ausgrabung, Manu, mein Assistent, die Schriftrollen, El Hombre Dorado, die kleinen Drogenpäckchen, Señor El Corazon del Toro, meine Kinder, meine Frau, die Waffen, Entführung, Drohung, die Angst vor der Policia, der überhebliche Bankangestellte, der ablehnend den Kopf schüttelte – und wieder EL HOMBRE DORADO! Plop! Schlug der Tropfen im braunen Rum auf. Und plötzlich war alles ganz klar. Señor Corazon del Toro würde kein Geld bekommen. Ich würde den Spieß einfach umdrehen!